Transgenerationale Traumata
Traumatische Erfahrungen wie Krieg, sexueller Missbrauch oder schwere körperliche Misshandlungen hinterlassen bei den Opfern oft seelische Wunden, unter denen sie ein Leben lang zu leiden haben. Tragischerweise wird dieses Leiden teilweise auch an die nächsten Generationen weitergegeben.
Nicht in das eigene Seelenleben integrierte elterliche Traumatisierungen führen häufig zu problematischen Mustern in der Eltern-Kind-Beziehung und können die kindliche Entwicklung früh beeinträchtigen und bei den Nachgeborenen, obwohl sie selber nicht direkt betroffen sind, starke körperliche und psychische Symptome hervorrufen.
Auf der sichtbaren Ebene sind dort vor allem die körperliche und emotionale Erstarrtheit der Traumatisierten zu nennen. Häufig sind sie nicht in der Lage, ihren Kindern emotionale Wärme, Vertrauen und Geborgenheit zu vermitteln, da ihnen selber diese Emotionen verloren gegangen sind. Sie sind teilweise unnahbar und für die Kinder nicht präsent. Die Kinder greifen ins Leere, wenn sie ihre Eltern brauchen. Sie fühlen sich nicht verstanden und oft alleingelassen mit dem, was sie beschäftigt. So übernehmen die Kinder dann teilweise die innere Isoliertheit, das Misstrauen und die Unfähigkeit, sich adäquat emotional auszudrücken von ihren Eltern. Es tritt ein freudloses Funktionieren in den Vordergrund, welches die gefühlte Leere überspielt. Das kann bis zum Scheitern der Betroffenen führen, obwohl in ihrem Leben alles scheinbar in Ordnung ist.
Auf der unbewussten Ebene zeigt sich häufig, dass die Nachfahren sich innerlich auf das ausrichten, was den Generationen vor ihnen aus welchen Gründen auch immer zu viel gewesen ist, was sie überwältigt und hilflos gemacht hat. Die Nachkommen schauen dorthin, wo die Traumatisierten nicht mehr hinschauen konnten, weil es zu furchtbar für sie war oder die zeitlichen und gesellschaftlichen Umstände es nicht erlaubt haben. Diese innere Ausrichtung geschieht unbewusst und führt zu tragischen Verstrickungen. So kann zum Beispiel das Gefühl, nicht in Sicherheit zu sein, keinen passenden Ort für sich zu finden, keine innere Heimat zu haben seinen Ursprung in der Flucht oder Vertreibung der Vorfahren haben. Oder es gibt eine unfassbare Angst, die mit dem eigenem Leben nichts zu tun, die aus einem familiären System stammt, in dem es Verfolgung und Todesangst gab. In einem Fall war die Großtante in einer „Irrenanstalt“ während der NS-Zeit „plötzlich verstorben“. Das Gruseln und Entsetzen, die Scham und Hilflosigkeit darüber erschütterte die Großnichte noch heute.
Durch die Traumatherapie können die belastenden Strukturen sichtbar und spürbar werden. Durch ein immer stärker werdendes Verankern im „Hier und Jetzt“, kann der Schrecken des „Dort und Damals“ allmählich weichen und Frieden und entspannte Ruhe kann entstehen. Das unselige Erbe verliert seine Kraft und wir werden frei für unseren ganz eigenen Lebensweg. Verbunden mit uns, den Anderen und der Welt.